Während der Operation kommt es zu Komplikationen. Nachdem das Herz von Matthias für die OP stillgelegt und der Kreislauf durch eine Herz-Lungen-Maschine aufrechterhalten wurde, ist es nicht mehr in der Lage eigenständig ausreichend Blut zu fördern. Es gelingt den Ärzten nicht, Matthias von der Herz-Lungen-Maschine zu entwöhnen. Ein lebensbedrohlicher Zustand.
Um den Kreislauf auch außerhalb des OPs zu stabilisieren, wird Matthias in ein künstliches Koma versetzt und an eine sogenannte ECMO (Extracorporeal Membrane Oxygenation) angeschlossen. Eine quasi modifizierte und miniaturisierte Herz-Lungen-Maschine, die zur Unterstützung der Herz- und / oder Lungenfunktion für einen Zeitraum von einigen Wochen, eingesetzt werden kann. Dies verschafft den Ärzten Zeit zu entscheiden, wie das Leben von Matthias gerettet werden kann.
Jedoch fallen die Prognosen, die die Ärzte der Familie von Matthias geben können, nicht gut aus. Matthias‘ Herz wird sich nicht mehr von der Operation erholen und er ist auf ein Spenderherz angewiesen. Ein Schock für alle Beteiligten. Die durchschnittliche Wartezeit auf ein Spenderherz in Deutschland liegt bei mehreren Monaten.* Zeit, die Matthias in diesem Zustand vielleicht nicht mehr hat.
Matthias wird in das Uniklinikum Regensburg verlegt. Hier verfügt man über langjährige Erfahrung mit Systemen zur mechanischen Herzunterstützung. Implantierbare Systeme mit kontinuierlichem Fluss, die ausschließlich für die Unterstützung der linken Herzkammer zugelassen sind, kommen für Matthias nicht in Frage. Denn sowohl seine linke als auch seine rechte Herzkammer sind nicht mehr in der Lage, ausreichend Blut durch seinen Körper zu pumpen.
Daher empfiehlt Prof. Schmid, Direktor der Klinik für Herz-, Thorax- und herznahe Gefäßchirurgie des Uniklinikums Regensburg, das System EXCOR® Adult zu implantieren. Das parakorporale sowie pulsatile System ist insbesondere für den biventrikulären Einsatz, die Unterstützung beider Herzkammern, ausgelegt und zugelassen. Es ist in dieser Situation die einzige Möglichkeit, das Leben von Matthias zu retten und die Wartezeit auf ein Spenderherz zu überbrücken.
Hier berichtet Matthias von dieser Zeit und seinen Erfahrung mit EXCOR® Adult.
Meine gesundheitliche Lage war im Mai 2019 ziemlich ausweglos. Die Ärzte meinten, entweder an der ECMO bleiben und auf ein Spenderherz warten, wobei der Einsatz hier auf einen bestimmen Zeitraum begrenzt ist, oder der Einsatz des Berlin Heart EXCOR® und die Wartezeit bei erträglichem Zustand überbrücken.
Mir wurde dann das EXCOR® erklärt und in wenigen Bildern vorgestellt. Der Schock war zunächst groß, wie soll man denn so – mit zwei Blutpumpen auf der Bauchdecke - vernünftig leben können. Dennoch habe ich mich dafür entschieden. Der Schock bestätigte sich nach dem Erwachen aus der Narkose. An ein „vernünftiges“ Leben war so zunächst nicht zu denken.
Aber mit jedem Tag verbesserte sich mein Zustand. Schon nach wenigen Tagen konnte ich erste kurze Spaziergänge unternehmen, dies wäre an der ECMO undenkbar gewesen. Meine Verfassung steigerte sich in den folgenden Tagen weiter.
Nach sechs Wochen konnte ich das Krankenhaus verlassen. Mein Befinden verbesserte sich auch in der anschließenden Reha und im häuslichen Umfeld. Es besserte sich soweit, dass ich weitere zwei Monate später mit vier Stunden täglich wieder zur Arbeit (reine Bürotätigkeit) gehen konnte.
Die Lebensqualität stellte sich deutlich besser dar, als zuvor jemals erwartet. Es war sogar so gut, wie ich es vorher nicht erträumt hätte. Nicht nur Arbeiten war möglich, auch kürzere Spaziergänge im Kreise der Familie ermöglichte mir das EXCOR®. Zwar hat man die Antriebseinheit immer mit dabei und ist daran mit Schläuchen verbunden, aber in diesem ca. zwei Meter Aktionsradius ist Einiges möglich, z. B. Dartspielen oder Kickern mit den Kindern, alltägliche Dinge wie Geschirrspüler ausräumen, Tisch decken o.ä. und selbst kleinere körperliche Tätigkeiten stellten kein Problem dar.
Ich musste mal Jahre vorher für 12 Wochen an Krücken laufen. Die Einschränkung meiner Lebensqualität empfand ich damals als deutlich schlimmer. Mit Krücken kann man gar nichts machen, mit dem EXCOR® hat man immer mindestens eine Hand frei, was den Alltag deutlich erleichtert.
Man muss sagen, ein Leben am EXCOR® ist sicherlich nicht leicht, regelmäßige Verbandswechsel, Treppensteigen und vieles andere erschweren den Alltag schon deutlich. Dennoch ist es bei weitem nicht so schlimm, wie man es sich zunächst vorstellt. Man kann im gewohnten Umfeld bei moderater Mobilität auf ein passendes Spenderherz warten. Darüber hinaus kann sich der Körper soweit erholen und kräftigen, dass man gestärkt in die schwere OP der Herztransplantation gehen kann.
Nachbetrachtet war der Einsatz des Berlin Heart sicherlich die richtige Entscheidung. Es schenkte mir zunächst das Leben zurück und dann auch eine gewisse Lebensqualität, mit der vieles wieder möglich war. Man weiß ja auch immer, es ist nur eine „Brücke“ bis zur Transplantation.
Wie geht es mir heute?
Nach fast 9 Monaten mit dem EXCOR® war es im Februar 2020 soweit, es stand ein passendes Spenderherz zur Verfügung. Die Transplantation verlief weitestgehend problemfrei und ich kam auch wieder schnell zu Kräften. Schon drei Wochen nach der OP konnte ich nach Hause zurückkehren.
Heute (Mai 2020) geht es mir ziemlich gut. Ich unternehme fast täglich ausgedehnte Spaziergänge, gerne mal fünf Kilometer und mehr. Bis jetzt hatte ich keinerlei Probleme mit dem neuen Herzen, es funktioniert wunderbar. Zwar sind die Routineuntersuchungen noch sehr engmaschig und auch die Medikamente sind noch nicht zu 100 % eingestellt, aber mein Zustand wird wöchentlich besser. Natürlich bedeutet ein Leben mit einem Spenderorgan auch eine große Umstellung in der Lebensgewohnheit, aber es erlaubt wieder ein relativ normales Leben zu führen.
Ich hoffe, meine Verfassung stabilisiert sich weiter, so dass ich in vielleicht zwei Monaten an meinen Arbeitsplatz zurückkehren kann.
Matthias‘ Geschichte in Bildern finden Sie hier.
Die Verfügbarkeit einiger oder aller gezeigten Produkte kann aufgrund länderspezifischer Zulassungen eingeschränkt sein. Die Anwendung von EXCOR® VAD an Erwachsenen, RVAD – Unterstützung, Excor mobil und EXCOR® Active ist von der FDA nicht zugelassen.
*Vgl. www.organspende-info.de